Ist es wirklich so, dass die Zeit alle Wunden heilt? Was, wenn die Wunde der Abschied von der geliebten Tochter und dem Sonnenschein der Familie ist? Wenn mit diesem Abschied auch ein Teil meiner selbst mit stirbt, schafft es die Zeit dann, auch diese Wunde zu heilen?
Unsere Jaël ist nun schon seit zwei Jahren nicht mehr bei uns. Zwei Jahre ohne ihr Lachen, ihr Glucksen, ihre herzerwärmenden Umarmungen. Die Wunde ist noch zu frisch. Vielleicht wird sie sich einmal schließen, es mag sich eine Kruste bilden. Aber dieser Schnitt ist so tief, dass Narben bleiben werden. Und das ist womöglich auch gut so, denn Narben erinnern an das, was war und nicht mehr da ist.
Trotz der Schwere, die sich in diesen Tagen in meinem Herzen ausbreitet, bin ich auch dankbar. Dankbar für Gesten, die zeigen, dass unsere Jaël nicht vergessen ist. Dankbar für Begegnungen und Gespräche, in denen Jaël weiterlebt. Dankbar für Menschen, die Jaëls Grab besuchen und einen kleinen Gruß hinterlassen. Dankbar, dass wir Eltern einer wundervollen Tochter sein dürfen. Dankbar, dass wir in Jaël so eine wunderbare Lehrerin hatten, die uns die Kunst der Dankbarkeit täglich vorgelebt hat. Und vielleicht sind es diese Gesten, Begegnungen und ein dankbares Herz, die den Heilungsprozess vorantreiben.
Eine Lücke, die unausgefüllt bleibt, aber nicht mehr als Stachel, sondern – wie Bonhoeffer es beschreibt – als kostbares Geschenk, das wir in uns tragen. Herzlichen Dank an alle, die uns auf diesem Weg tragen und begleiten.
“Zunächst: Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinander – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren.
Ferner: Je schöner die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.”
(Dietrich Bonhoeffer, Brief an Renate und Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel an Heiligabend 1943)
Ach auch wenn ich selber gottseidank meine Tochter (2 einhalb Jahre) bei mir habe laufen mir bei eurem Beitrag sofort die Tränen weil ich euren Schmerz fühlen/spüren kann! (Auch wenn ich sicher nur einen Bruchteil davon nachempfinden kann was ihr tag täglich fühlen müsst!)
Eure Jael wird IMMER bei euch sein,als persönlicher Schutzengel und als Tochter im Himmel!
Freunde von uns haben auch eine Sternentochter und ich habe gelernt das es für sie am leichtesten zu “ertragen” ist wenn wir ihr erstes und ältestes Kind genauso als ihr Kind akzeptieren wie ihre 3 Folgekinder genauso!
Denn es IST ihr Kind auch wenn sie ein Sternchen ist!!
Ich wünsche mir für euch das eure Freunde und Familie IMMER mit euch über eure Jael reden und sie somit in ihren und eurer Erinnerung lebendig halten! ❤
Liebe Grüße Melli
IHr LIeben,
diesen klugen WOrten ist gar nichts mehr hinzuzufügen…
Die Lücke bleibt, aber auch die Liebe…
Viele liebe GRüße von Anni
“Die Lücke bleibt, aber auch die Liebe…”
Das ist schön. Danke, liebe Anni!
Ihr Lieben
Schöne Worte die einen ins Leben zurückholen jedoch auch zeigen wie wertvoll jede Kleinigkeit ist!!
Alles Liebe für euch!!
Dankeschön, liebe Miriam! “Ins Leben zurückholen” ist eine schöne Formulierung in diesem Zusammenhang. Dir auch alles Liebe!
ich denke heute an viele Verstorbene Kinder und stoße zufällig wieder mal auf eure Tochter! Immer wieder denke ich an die, wie an meinen Ferdinand! Sie ist unvergessen! Das möchte ich euch wissen lassen!